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Interviewreihe mit Vereinsvorsitzenden - 6 Fragen an...: Michael Ulmer

Vorsitzender des Ersten Frankfurter Schwimmclub von 1891 e.V.

02.04.2020

Mit unserer Rubrik über Frankfurter Vereine haben wir uns dieses Mal an Michael Ulmer gewendet. Seit 1989 vertritt er den Ersten Frankfurter Schwimmclub von 1891 e.V. (EFSC) als sportlicher Leiter, Mitglied ist Ulmer seit über 50 Jahren. Der EFSC ist mit rund 2.500 Mitgliedern Hessens größter Schwimmverein, rund 2.000 Kinder lernen dort jährlich, sich sicher im Wasser fortzubewegen. In unserem Interview äußert sich Michael Ulmer zu seiner Verbindung zum Verein und warum der freie Eintritt in Frankfurts Schwimmbäder auch problematische Seiten hat.

In seinem bislang längsten Kampf setzt sich Ulmer seit Jahrzehnten für ein Trainings- und Wettkampfbad mit 50-Meter-Becken ein. Sportkreisvorsitzender Roland Frischkorn bezeichnet den sportlichen Leiter daher auch als „nimmermüden Streiter“ für Frankfurts Schwimm-Infrastruktur: „Michael Ulmer kämpft an allen Fronten dafür, dass in Frankfurt ausreichende Wasserflächen geschaffen werden, sei es bei den Schulschwimmbädern oder dem geplanten Schwimmzentrum an der Frankfurter Goethe-Universität. Aktive wie er sorgen dafür, dass Probleme im Bewusstsein bleiben, damit sich etwas ändert.“

Sportkreis Frankfurt: Warum engagieren Sie sich im bzw. für Ihren Verein?

Michael Ulmer: Ich habe zuerst Hockey beim Sport-Club SAFO Frankfurt gespielt, ehe mich mein Sportlehrer zum Schwimmen in den Ersten Frankfurter Schwimmclub brachte. Obwohl ich eigentlich mit 15 Jahren zu alt für das Leistungsschwimmen war, wurde ich von den damaligen Trainern Peter Voss und Michael Wolski herzlich aufgenommen und gefördert. Sowohl im Schwimmen als auch im Wasserball war ich Mitglied der 1. Mannschaft.

Mit 18 Jahren verlor ich bei einem Brandunglück, bei dem insgesamt fünf Personen starben, meinen Vater und meine Halbschwester. Ich konnte mich selbst in letzter Sekunde retten. Bei der Verarbeitung dieses Schicksalsschlages hat mich der Verein aufgefangen und mir geholfen, nicht auf die „schiefe Bahn“ zu geraten. Ohne die Hilfe, Unterstützung und Geborgenheit meiner Vereinsfreunde wäre mein Lebensweg sicher anders verlaufen. Ich will eigentlich nicht den Spruch vom „dem Verein etwas zurückgeben“ verwenden, aber wie der EFSC mir Halt und Zuversicht gegeben hat, hat mein Leben und meine Einstellung zu den Menschen maßgeblich geprägt.

Dazu kommt, dass ich das Glück habe, mein Hobby Schwimmen im Beruf als Lehrer bis zu meiner Pension ausüben zu können und im Verein noch heute als Trainer und Funktionär tätig zu sein.

Sportkreis: Hat sich die Vorstandsarbeit in den letzten Jahren verändert? Wenn ja, wie?

Ulmer: Man hat das Gefühl, der Aufwand für die Verwaltung verdoppelt sich alle vier Jahre, die Bürokratie ist erdrückend. Im EFSC versuchen wir seit einigen Jahren, die ehrenamtlich tätigen Vorstandsmitglieder zu entlasten. Dafür haben wir eine hauptamtlich besetzte Geschäftsstelle mit Büroräumen und hauptamtlichen Mitarbeitern geschaffen.

Vorher arbeitete jedes Vorstandsmitglied von zu Hause aus, für einen Verein von der Größe des EFSC ist das heute undenkbar. Vereine brauchen heute einen Steuerberater, einen Rechtsanwalt sowie bezahlte Angestellte und Mitarbeiter, um die tägliche Verwaltungsarbeit zu erledigen und bürokratische Hürden zu meistern. Die ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder delegieren und kontrollieren diese Arbeit.

Sportkreis: Welches Thema beschäftigt Sie im Verein am meisten?

Ulmer: Seitdem ich dem EFSC vor über 40 Jahren beigetreten bin, gibt es ein großes Thema: ein Trainings- und Wettkampfbad. Die zwanzig größten deutsche Städte haben alle mindestens ein 50m-Hallenbad. Nur Frankfurt, fünftgrößte Kommune in Deutschland, hat keines. In Hessen haben unter anderem Wetzlar, Pohlheim, Gießen, Kassel, Langen, Darmstadt, Wiesbaden ein 50m-Hallenbad, die Sportstadt Frankfurt nicht.

Fehlende Wasserflächen sind das bestimmende Thema bei den Frankfurter Schwimmvereinen. Betroffen sind sowohl Babyschwimmkurse, Kurse für ältere Mitbürger, der Breiten- als auch der Hochleistungssport. Die Übungs- und Trainingsstunden sowie die Schwimmkurse sind alle voll. Wer sich für einen Kurs anmeldet, muss lange auf seinen Platz warten.

Seit letztem Jahr wird auch der freie Eintritt für Kinder und Jugendliche unter 15 Jahre in alle Frankfurter Bädern diskutiert. Dass die Vereine für Übungs- und Kursstunden für diese Altersgruppe Bahnmieten bezahlen müssen, die gleichen Kinder außerhalb der Vereinsstunden aber freien Zugang zu den Frankfurter Bädern haben, ist unseren Mitgliedern kaum zu vermitteln.

Sportkreis: Gibt es etwas im Ersten Frankfurter Schwimmclub, dass Sie besonders stolz macht?

Ulmer: Da der EFSC ein so breit gefächertes Schwimmangebot hat, ist es schwer eine einzige Sache zu nennen. Im Leistungssport schwimmen unsere Schwimmer mit sieben anderen Frankfurter Vereinen seit über 40 Jahren mit sehr großem Erfolg in der SG Frankfurt. Seit 1993 hat immer mindestens ein Frankfurter Schwimmer an internationalen Meisterschaften (Olympische Spiele, Welt- oder Europameisterschaften) teilgenommen. Die Damen und Herren schwimmen seit über 15 Jahren erfolgreich in der 1. Bundesliga. Die Wasserballer des EFSC spielen seit Jahren in der 2. Bundesliga.

In unserer Schwimmschule Frankfurt lernen jährlich über 2.000 Kinder das Schwimmen. Daneben gibt es multireligiöses Schwimmen, wo Christen, Moslems, Buddhisten und Juden gemeinsam schwimmen lernen sowie Kurse nur für Frauen oder nur für Männer. Besonders stolz macht mich, dass ich in einem so großartigen Team aus ehrenamtlichen und hauptberuflichen Mitarbeiten arbeiten kann, um alle diese Projekte zu verwirklichen.


Sportkreis: Gibt es ein Sportprojekt außerhalb Ihres Vereins, das Sie besonders gut finden?

Ulmer: Auch hier fällt es mir schwer, ein Projekt hervorzuheben. Wir haben in Frankfurt 420 Vereine mit engagierten und hochmotivierten Menschen sowie den Sportkreis Frankfurt, die alle viele erfolgreiche Projekte betreuen. Wenn ich mich für ein Projekt entscheiden müsste, würde ich als ehemaliger Grundschullehrer das Projekt „Schulkids in Bewegung“ nennen.

Sportkreis: Welche Rolle spielen Sportvereine für Frankfurt?

Ulmer: Sportvereine sind die Seele der Stadt Frankfurt. Allein die Tatsache, dass über 230.000 Frankfurter Bürger, das heißt jeder dritte Frankfurter, Mitglied in einem Sportverein ist, belegt den außergewöhnlichen Stellenwert des Sportes für Frankfurt.

In einer so weltoffenen und liberalen Stadt wie Frankfurt mit Bürgern aus 179 Nationen tragen die Sportvereine mit ihrem breit gefächerten Angebot von über 400 Sportarten maßgeblich dazu bei, dass unsere Stadt weltweit zu den zehn Städten mit der höchsten Lebensqualität zählt.

An dieser Stelle mein Dank und Respekt an alle Frankfurter Vereine und den Sportkreis Frankfurt, aber auch an die Stadt Frankfurt mit ihrem engagierten Sportdezernenten Markus Frank sowie an das Sportamt der Stadt Frankfurt mit ihrer Leiterin Angelika Strötz und an den Geschäftsführer der BäderBetriebe Frankfurt Boris Zielinski, die alle auf ihrem Gebiet dazu beigetragen haben, dass das Leben in Frankfurt Spaß macht und so viele sportliche Aktivitäten ermöglicht.

Vereinsseiten: Erster Frankfurter Schwimmclub von 1891 e.V.

(https://www.mainova-sport.de/efsc, www.efsc.de/ )

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