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6 Fragen an... Ann-Kristin Engelhardt, Frankfurter Turn- und Sport-Gemeinschaft 1847 J.P.

Sie hat sich nach ihrem Umzug nach Frankfurt 2015 zunächst in der Handballabteilung der FTG engagiert. 2018 wurde sie zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.

07.03.2021

Im lebendigen Bockenheim unterstützt Ann-Kristin Engelhardt seit 2018 das Team der Frankfurter Turn- und Sport-Gemeinschaft 1847. Nach ihrem Umzug aus Nordrheinwestfalen engagierte sich die 34-jährige Wirtschafts- und Politikwissenschaftlerin zunächst in der Handballabteilung, kandidierte auf Initiative von FTG-Geschäftsführer Holger Wessendorf aber als stellvertretende Vorsitzende. Der Großverein bietet seinen Mitgliedern über 100 Sportangebote im Wettkampf- und Freizeitbereich, hat durch die Corona-Pandemie aber rund 2.000 Mitglieder verloren. In unserem Interview zeigt sich Ann-Kristin Engelhardt trotz der schwierigen Situation optimistisch, dass Sportvereine nach der aktuellen Krise einen Aufschwung erleben werden.

Auch Sportkreisvorsitzender Roland Frischkorn ist überzeugt: „Die FTG ist ein gutes Beispiel für Sportvereine ,im Wandel der Zeit‘. Die Verantwortlichen haben immer Antworten auf die gesellschaftlichen Veränderungen gehabt. Sie haben Fitnesseinrichtungen geschaffen, schon früh das Kurssystem in die Vereinsarbeit integriert und sich an der Stadtteilarbeit beteiligt. Der Verein hat sich immer neuen Herausforderungen gestellt und den Sport an die Bedürfnisse der Menschen angepasst, auch seit Beginn der Corona-Pandemie.“

Sportkreis Frankfurt: Warum engagieren Sie sich im bzw. für Ihren Verein?

Engelhardt: Ich bin seitdem ich laufen kann, im Sportverein unterwegs gewesen, erst im Turnen und Volleyball, später dann im Handball. Bereits vor meiner Zeit bei der FTG Frankfurt war ich in meiner alten sportlichen Wirkungsstätte im Münsterland (NRW) in diversen Positionen und im Vorstand unterwegs. Bei der FTG Frankfurt habe ich mich zunächst in der Handballabteilung engagiert, dort unter anderem mit weiteren Mitstreitern die Homepage initiiert, bevor ich in den Vereinsvorstand gewählt wurde. Als Holger Wessendorf (Geschäftsführer) mich fragte, ob ich kandidiere, habe ich nicht lange gezögert. Sportvereine leben vom ehrenamtlichen Engagement ihrer Mitglieder und brauchen auch in dem Bereich kontinuierlich Nachwuchs. Daher versuche ich in meiner und der mir folgenden Generation immer für die Mitarbeit zu werben, nur so lassen sich Dinge auch verändern.

Sportkreis: Hat sich die Vorstandsarbeit in den letzten Jahren verändert? Wenn ja, wie? Worauf kommt es besonders an?

Engelhardt: Ja, sowohl bei großen Vereinen wie der FTG Frankfurt, aber auch bei kleineren rückt der Sport doch zunehmend in den Hintergrund. Natürlich stehen die Mitglieder- und Finanzentwicklung und das Tagesgeschäft bei jeder Sitzung auf der Agenda. Aber wir beschäftigen uns auch viel mit anderen Aspekten, die nicht das Kerngeschäft betreffen. Ein großes Thema war und ist beispielsweise die Digitalisierung, von professionellen Social Media Auftritten über die interne Mitgliederverwaltung und damit zusammenhängende Regularien wie die DSGVO. Ein Schwerpunkt unserer Arbeit liegt zudem auf der Verwaltung und Instandhaltung unserer Liegenschaften, vom alltäglichen Baustellenmanagement von Reparaturarbeiten über die Vergrößerung unseres Fitnessstudios bis hin zur strategischen Weiterentwicklung einer gesamten Sportanlage. Und natürlich beschäftigen wir uns auch intensiv mit gesellschaftlichen Veränderungen. Was macht z.B. aktuell das Homeoffice mit uns? Es wird auch zukünftig bleiben und wird damit auch das Wohnen, das Einkaufen und das Sporttreiben verändern. An packenden Themen fehlt es uns wirklich nicht.

Sportkreis: Wie wirkt sich die Corona-Epidemie auf Ihren Verein aus? Was beschäftigt Sie am meisten?

Engelhardt: Der Ausbruch der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr hat unser aller Alltag – und dazu gehört für viele Menschen der Sport – wahnsinnig verändert. Wenig verwunderlich, bereiten uns die durch die Pandemie und die damit verbundenen Schließungen der Sportanalagen hervorgerufenen schwindenden Mitgliederzahlen aktuell große Sorge. Wir haben Anfang 2021 knapp 2.000 Mitglieder weniger als zu Beginn der Corona-Pandemie. Das hat natürlich auch erhebliche finanzielle Einbußen zur Folge, derzeit fehlt uns monatlich ein Betrag in Höhe eines Mittelklassewagens. Da ist es auch wenig hilfreich, dass die staatlichen Hilfen – Stichwort November- und Dezemberhilfe - auf sich warten lassen. Fragen, wie wir in Zukunft Mitglieder und damit Einnahmen generieren können, um die Zukunftsfähigkeit des Vereines sicherstellen zu können, beschäftigen uns aktuell stark. Nicht zu vergessen die Lage und Bedürfnisse unserer Mitarbeiter. Zwar haben auch wir schon im März 2020 auf die Produktion von Trainingsvideos und Online-Angeboten umgesattelt, das ersetzt aber natürlich nicht den regulären Arbeitsalltag. Positiv stimmt mich das Feedback unserer Mitglieder, die in der Zwischenzeit so zahlreich von zuhause aus an den Kursen teilnehmen und uns die Treue halten. Wir hoffen, dass wir so einen kleinen Beitrag für das körperliche und seelische Wohlbefinden unserer Mitglieder leisten konnten.

Sportkreis: Gibt es etwas im Verein, das Sie besonders stolz macht / etwas, das Sie hervorheben möchten?

Engelhardt: Gerade in der aktuell auch für die FTG Frankfurt schwierigen Zeit begeistern mich viele Dinge: Da ist zum einen die Kreativität und der Einsatz unserer Mitarbeiter bei der Konzeption und Umsetzung der digitalen Formate, bei der Erstellung der Hygienekonzepte sowie deren Flexibilität im Hinblick auf neue Aufgaben. Zum anderen die Loyalität vieler unserer Mitglieder, die für die coronabedingten Maßnahmen viel Verständnis aufgebracht haben und uns die Treue gehalten haben. Dann natürlich das viele Engagement bei den ehrenamtlich tätigen in den einzelnen Abteilungen, die mit verantwortlich sind, dass wir über 100 verschiedenen Sportangebote im Wettkampf- und Freizeitbereich anbieten können.

Sportkreis: Gibt es ein Sportprojekt (außerhalb Ihres Vereins), das Sie besonders gut finden?

Engelhardt: Generell bin ich ein großer Fan von Projekten auf lokaler Ebene, da, wo der Sport einen unmittelbaren Einfluss auf die dort lebenden Menschen hat, beispielsweise Initiativen auf Stadtteilebene. Da ich selber im Gallus wohne, begeistern mich insbesondere die dortigen Projekte wie „Gallus – 1:1 für Ausbildung“ und „NEIN zu Rassismus in Fußball, Sport und Alltag“.

Sportkreis: Welche Rolle spielen Sportvereine Ihrer Ansicht nach für Frankfurt?

Engelhardt: Sportvereine leisten einen wichtigen Beitrag für die Einwohner und die Gesellschaft Frankfurts. Hier kommen Menschen – wenn wir die aktuellen Einschränkungen mal außer Acht lassen – unterschiedlicher sozialer und ethnischer Herkunft zusammen und schlagen durch das gemeinsame Interesse Brücken. Kindern und Jugendlichen werden in Sportvereinen Werte wie Teamgeist, Toleranz, Einsatz und Verlässlichkeit vermittelt. Nicht zuletzt hat Sport einen gesundheitsfördernden Aspekt für Alt und Jung – gerade diese wichtige Funktion hat in Pandemiezeiten noch einmal einen neuen Stellenwert bekommen. Nach den langen Wochen im Lockdown sieht man auf jeder Grünfläche in Frankfurt: Die Menschen wollen raus und sich bewegen. Daher sind wir optimistisch, dass die Sportvereine nicht vergessen werden und wir nach der Krise einen Aufschwung erleben werden.

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